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Der neue Wildbienenpfad: Wissenswertes am Wegesrand in der Döberitzer Heide!

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Seit fast zwei Jahrzehnten kümmert sich die Heinz Sielmann Stiftung darum, die Biotope in der „Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide“ zu erhalten. Zahllose seltene Pflanzen und Tiere sind in den Lebensräumen auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz zu entdecken. Den Verantwortlichen geht es aber auch um die Aufklärung der Menschen, die sich in der Döberitzer Heide bewegen. Ende August wurde deswegen ein äußerst lehrreicher „Pfad der Wildbienen“ aufgestellt.

Es reicht nicht aus, die verschiedenen Landschaftsformen in der Döberitzer Heide zu bewahren und zu erhalten, um etwas für die seltenen Pflanzen und Tiere vor Ort zu tun. Man muss auch die Menschen mitnehmen, die vor Ort spatzieren gehen und ihnen genau vor Augen führen, was hier eigentlich beschützt wird.

Aus diesem Grund wird die alte sowjetische Kommandantur auf dem Gelände der Stiftung zurzeit auch zum „Natur-Erlebniszentrum Döberitzer Heide“ ausgebaut. Das Besucherzentrum soll alle Naturfreunde im Rahmen einer interaktiven Ausstellung auf die verschiedenen Lebensräume auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz einstimmen. Eine noch zu entwickelnde App führt die Spaziergänger durch das Gelände und vermittelt unterwegs weiteres Wissen.

Ein Baustein dieser neuen Informations-Offensive ist nun bereits am 25. August an den Start gegangen. An diesem Tag wurde nämlich der neue „Pfad der Wildbienen“ im Elstaler Wirtschaftshof der Öffentlichkeit vorgestellt.

Dabei handelt es sich um sechs große Infotafeln mit zahlreichen Fotos und Texten einzig und allein zum Thema Wildbienen, die am Wegesrand auf einer Strecke von 500 Metern aufgestellt wurden. Die erste Tafel steht am Wanderweg vor dem zukünftigen Naturschutzerlebniszentrum in Elstal.

Dr. Hannes Petrischak ist Leiter des Geschäftsbereiches Naturschutz der Heinz Sielmann Stiftung und ausgewiesener Insekten-Experte: „Es gibt 570 Wildbienenarten in Deutschland, die Hälfte davon findet sich in den verschiedenen Landschaftstypen der Döberitzer Heide. Wildbienen zu bestimmen ist eine echte Herausforderung, bei zwei Dritteln der Arten gelingt dies nur im Labor mit der Lupe. Wildbienen leben in der Regel solitär – jedes Weibchen baut ihr eigenes Nest, etwa mitten im Sandboden, in hohlen Pflanzenstängeln, im Mauerwerk und sogar in leeren Schneckenhäusern. Auch die Hummeln sind Wildbienen, allerdings leben sie in kleinen Völkern zusammen. Viele Wildbienen sind oligolektisch. Das bedeutet, dass sie hochgradig spezialisiert sind und Pollen und Nektar nur von ausgewählten Pflanzen sammeln. Verschwinden diese Pflanzen, etwa, weil eine Offenlandschaft zuwächst, verschwinden auch die Bienen. Ein Viertel aller Wildbienen sind übrigens Kuckucksbienen. Sie übernehmen die angelegten Nester anderer Wildbienen und legen hier ihre eigenen Eier ab. Wildbienen haben eine extrem hohe Bestäubungsleistung. Das wird zu Unrecht immer nur der Honigbiene zugeschrieben. Über Wildbienen lassen sich – Sie merken es bereits – viele spannende Geschichten erzählen.“

Und Dr. Petrischak könnte auch stundenlang erzählen. Schließlich gilt er als Wildbienenexperte – und hat auch das Buch „Welche Wildbiene ist das?“ geschrieben.

Aber die Frage ist: Wie ist es zum „Pfad der Wildbienen“ gekommen?

Dr. Hannes Petrischak: „Ich habe als externer Gutachter die Bachelor-Arbeit von Rieke Petersen betreut. Sie hat für diese Arbeit das komplette pädagogische Konzept für einen solchen Schilderpfad ausgearbeitet. Wir haben das Thema gemeinsam auf die Wildbienen gelenkt und ich habe die Fotos beigesteuert. Rieke Petersen hat die Fotos mit den Texten und mit weiterführenden Informationen kombiniert – u.a. auch in einer App.“

Rieke Petersen (24): „Ich komme aus Buxtehude, bin aber für mein Studium der Geoökologie nach Potsdam gezogen. Hier studiere ich an der Uni Potsdam. Meine Bachelorarbeit heißt ‚Entwicklung eines Lehrpfads über die Biodiversität in der Heide unter Betrachtung der Wildbiene‘. Für mich war es toll, immer wieder in die Döberitzer Heide zu kommen, um die Wildbienen mit eigenen Augen zu sehen. Das Thema Bienen fand ich schon vorher sehr spannend, da mein Vater Imker ist. Ich kannte vorher aber nur die Honigbiene. Wie es bei mir mit dem Master weitergeht, das weiß ich noch gar nicht so genau. Aber ich möchte gern bei der Umweltbildung bleiben.“

Thomas Bischoff, Leiter des Geschäftsbereichs Kommunikation & Fundraising, freute sich nicht nur über eine generöse Zuwendung der EDEKA Minden-Hannover zum Projekt, sondern auch über die gelungenen neuen Infotafeln: „Die Döberitzer Heide ist ein Hot Spot der Biodiversität. Wer mit offenen Augen durch die Heide geht, kann viel entdecken. Die Tafeln liefern das passende Wissen dazu.“

Die aufgestellten Tafeln vermitteln kurzweilige Informationshäppchen rund um das Thema Wildbiene. Da geht es etwa um die Kuckucks-Bienen, um die optisch sehr interessanten Hosenbienen, um die verschiedenen Familien der Wildbienen und auch darum, wie man den Wildbienen im eigenen Garten helfen kann.

Am Rande des „Pfades der Wildbienen“ wurde übrigens ein knapp drei Meter breites „Sandarium“ umgesetzt. Das ist ein „Sandkasten“ für Wildbienen. Dr. Hannes Petrischak: „Über 70 Prozent der Wildbienen brauchen für den Nestbau offene, besonnte Sandflächen. So eine Fläche haben wir exemplarisch angelegt, unser Bienenexperte Tim Funkenberg hat die baulichen Arbeiten begleitet. Aufrecht stehende Baumstämme mit kleinen Löchern bieten sich als Nisthilfe auch für Wildbienen an, die diese Form der Nestbildung für sich nutzen.“ (Text/Fotos: CS / Foto Wildbiene: Petrischak)

Dieser Artikel stammt aus „Unser Havelland“ Ausgabe 199 (10/2022).

Der Beitrag Der neue Wildbienenpfad: Wissenswertes am Wegesrand in der Döberitzer Heide! erschien zuerst auf Unser Havelland (Falkensee aktuell).


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